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  • "Vermeidung sommerlicher Überhitzung" ...

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  • ZB 2021 zur Sanierung des Gebäudebestands

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Das Passivhaus funktioniert, und es ist ein Benchmark für alle Gebäudekonzepte: Basis für die Energieeffizienz ist die optimierte Bauphysik. Die "Plusenergie" kann vom Dach kommen, oder vom nebenan liegenden "Plusenergieacker" (Zitat Dr. Tobias Waltjen/IBO). Auch das klimaaktiv Haus kann ein Passivhaus sein, abhängig von der erreichten Punktezahl bei der Zertifizierung. Hier gibt es also keinen Widerspruch.

Drei Experten haben uns bereits ihre Meinung zu den Ergebnissen für die Gebäudekonzepte mitgeteilt. Nun laden wir Sie sehr herzlich auch dazu ein: senden Sie uns ein Mail, wir präsentieren Ihre Meinung hier.

DI Jörg Koppelhuber, Institut für Baubetrieb und Bauwirtschaft der TU Graz
Ich bin der festen Überzeugung, dass das Thema der Energieeffizienz künftig ein noch stärkere Rolle im Bauwesen einnehmen wird ebenso wie das Thema der Baustoffwahl – Stichwort nachwachsender Rohstoff Holz – und das große Fragezeichen der Ressourcenschonung. Das Thema Passivhaus ist meiner Ansicht nach abzuwägen, da ich der Meinung bin, nicht um jeden Preis einen vorgegeben Wert erreichen zu wollen. Ich denke, es ist wichtiger, dass das Gesamtkonzept nachhaltig ist und die Energieeffizienz auf einem größtmöglichen Standard baulich umgesetzt wird. Vor allem ist das Thema Energieeffizienz nicht ausschließlich auf das Thema der Dämmung zu reduzieren, was im Falle des Passivhauses aber seit Jahren so kommuniziert wird. Es geht viel mehr um ein ganzheitliches Konzept, bei welchem das Thema Dämmung nur ein Teilaspekt ist. Vor allem ist das Passivhausthema – auch historisch bedingt – vor allem im EFH zu finden, und es wird völlig vergessen, wie viele Bauwerke in Form mehrgeschossiger Wohn- und Bürobauten errichtet werden. Auch durch die stark unterschiedlichen Eigentumsverhältnisse im mehrgeschossigen Wohnbau bspw. bei klassischen Anlegerwohnungen sowie das tendenziell andere Nutzerverhalten im Bauwerk durch die Kette an teils kurzfristigen Mietern sehe ich das Passivhaus als zu komplex für den einfachen Nutzer an. Der Bauträger, die Genossenschaft bzw.-ö die Hausverwaltung kann und will großteils das zugrundeliegende Konzept an dieser Stelle an seine Mieter nicht weitergeben. Hier liegt es an zu entwickelten technischen Konzepten, mit möglichst simplen Maßnahmen, die Komplexität der Energieeffizienz in die Breite Masse zu bringen und over-engineering zu vermeiden. Es geht um einfache Usability auch im Bauwesen.

Architekt DI Heinrich Schuller, Mitglied des Lenkungsteams der Plattform Innovative Gebäude Österreich:
Aus Sicht der IG sind die Ergebnisse der diesjährigen Befragung wenig überraschend. Passivhaus und Niedrigenergiehaus sind mit Abstand die beiden bekanntesten Standards in der Branche. Parallel zur Verschiebung der öffentlichen Aufmerksamkeit vom reinen Energieeffizienzstreben hin zu stärkeren Beachtung ökologischer und sozialer Aspekte hat die Bekanntheit des Passivhauses etwas abgenommen und die des klimaaktiv-Hauses sichtbar zugenommen.
Die IG Innovative Gebäude betrachtet diese ablesbare Entwicklung als zeitgemäß und begrüßenswert, geht es doch vermehrt darum, Gebäudekonzepte nicht nur rein energetisch zu betrachten, sondern auch deren ökologische Nachhaltigkeit und soziale Verträglichkeit im Auge zu haben. Nicht zuletzt deshalb betrachtet die IG Zertifizierungstools wie „klimaaktiv“ aus Sicht der Kunden und Endverbraucher, aber auch aus Sicht qualitätsorientierter Baubetriebe als essentiell für eine nachhaltige Entwicklung.
Meiner Meinung nach spielt dieses scheinbare Ausspielen von energetischen Standards für den Baumarkt keine Rolle. Denn außer Spezialisten kennt niemand den genauen Unterschied zwischen Niedrigstenergie-, Niedrigenergie-, Nullenergie- oder Passivhaus. Entscheidend ist für die Gesellschaft nur, dass generell heute energetisch wesentlich besser gebaut wird als früher. Sklavisches Festhalten an „kWh“ hilft niemandem. Es geht immer darum, verantwortungsvoll mit unseren Ressourcen umzugehen. Das ist das Ziel der IG Innovative Gebäude.

Bernd Strahammer, Holzbau-Meister und Betriebsleiter der Ing. Graf Zimmerei- und Holzbau Ges.m.b.H. berichtet aus seiner persönlichen Praxis:
Das Passivhaus ist tot, es lebe das Passivhaus! Ich bin schon lange der Meinung, dass das Passivhaus „um jeden Preis“ viele Endkunden abgeschreckt hat und solche Projekte Wasser auf die Mühlen der PH-Gegner sind. Ich halte das so, dass wir jedes Haus in Qualität und fast jedes Haus in den Einzel-U-Werten der Bauteile so ausführen, als ob es ein Passivhaus wäre, jedoch keine teuren Kopfstände machen, wenn es am Papier um die letzten Prozentpunkte des HEB (egal ob nach OIB oder PHPP) geht, nur weil die Grundstücksausrichtung nicht ideal ist, oder sonstige Gegebenheiten die Erreichung des PH nicht möglich machen.

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