Knapper Wohnraum: Sanierung und weniger Flächenverbrauch als Hebel
Unter diesem Titel bringen die OÖNachrichten als erste Tageszeitung einen Artikel über die "Zukunft Bauen 2021": https://www.nachrichten.at/meine-welt/wohnen/knapper-wohnraum-sanierung-und-weniger-flaechenverbrauch-als-hebel;art168076,3442388
Herzlichen Dank dafür an Tobias Prietzel von der Wirtschaftsredaktion
Gebäudebestand ist die wichtigste Ressource für die Baubranche!
Wie können wir den Raumbedarf ressourcen- und klimaschonend decken?
Die Antwort liegt auf der Hand: indem wir den Bestand sanieren und intensiver nutzen.
NEU 04.10.2021: Der effektivste Weg zur umfassenden Sanierung des Gebäudebestands
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> Zu den Top 10 der „Zukünftigen Herausforderungen"
Wohnraum und Bauland sind knapp und werden immer teurer, ebenso wie Stahl, Holz, Sand, Zement, Glas und andere Baustoffe. Da der Neubau die meisten Ressourcen verbraucht – und damit auch die meisten Belastungen verursacht – stellt sich die Frage, wie der zunehmende Raumbedarf nicht nur ressourcen-, sondern auch klimaschonend gedeckt werden kann. Die Expertenbefragung „Zukunft Bauen“ liefert dafür einige Anhaltspunkte.
Das heurige Schwerpunktthema ‚Sanierung‘ liegt seit 2011 immer im Spitzenfeld: Heuer belegt ‚Umfassende Sanierungen von Gebäuden’ mit Note 1,64 Rang 7. Ohne signifikanten Unterschied in der Note folgen ‚Verdichtung statt ‚Bauen auf der grünen Wiese’ auf Rang 11 (Note 1,77) und ‚Raumordnung, Siedlungsentwicklung‘ auf Rang 13 (Note 1,81). Beide Argumente sprechen klar gegen zusätzlichen Neubau, ebenso wie ‚Boden-Versiegelung / fehlende Versickerung‘ auf Rang 18 mit Note 1,86. Die gleiche Bewertung bekommt auch die ‚EU-Gebäuderichtlinie EPBD / GEEG‘, die ebenfalls einen klaren Schwerpunkt bei der Sanierung setzt. ‚Leerstand-Nutzung, bevor weiter neu gebaut wird‘ kommt mit Note 2,06 auf Rang 28. Schlusslicht ist – wie immer – ‚Optimierung der Raumnutzung mit IT-Unterstützung, z.B. MoreSpace Optimierungssoftware‘ mit Note 2,95. Das Thema polarisiert anhaltend, für 37 Prozent ist es „sehr wichtig“ (Note 1) oder „wichtig“ (Note 2), für 30 Prozent „weniger wichtig“ (Note 4) oder „unwichtig“ (Note 5), 33 Prozent sind unentschieden.
Aufgrund der aktuellen Marktentwicklung bei Baumaterialien wurde heuer ein entsprechendes Item neu abgefragt: ‚Rohstoffversorgung trotz Knappheit und Preisanstieg, z.B. bei Stahl, Holz, Sand, Zement, Glas …‘ belegt mit Note 1,96 Rang 23, das Thema ist für 77 Prozent der Befragten „sehr wichtig“ oder „wichtig“‚ und als einzige der ‚Zukünftigen Herausforderungen‘ für niemanden „unwichtig“!
Erhebung von Herausforderungen seit 2011
„Zukünftige Herausforderungen für die Baubranche“ sind ein zentrales Thema der Expertenbefragung „Zukunft Bauen“. Der Fragenkatalog ist seit 2011 von 16 auf 40 angewachsen. Drei der ausgewählten Themen sind vom Anfang an dabei, die anderen wurden ab 2014 schrittweise aufgenommen.
‚Vermeidung sommerlicher Überhitzung‘ lag bereits 2011 mit Note 1,64 an der Spitze, in der Folge bis 2014 auf Rang 2 oder 3, und ab 2015 durchgehend auf Rang 1, zuletzt mit der signifikant besseren Note 1,32, die den anhaltenden Trend bestätigt.
Das heurige Schwerpunktthema ‚Umfassende Sanierungen von Gebäuden’ liegt immer im Spitzenfeld, meist mit Noten zwischen 1,6 und 1,8. Der leichte Anstieg seit 2015 ist nicht signifikant.
Das dritte abgebildete Dauerthema ‚EU-Gebäuderichtlinie EPBD / GEEG‘ ist trotz konstanter Benotung von Rang 8 auf Rang 18 zurückgefallen, weil sich Themen wie ‚Verdichtung …‘, ‚Raumordnung…‘ oder ‚Versiegelung …‘ vorgeschoben haben.
Die neueren Themen verzeichnen durchwegs steigende Tendenzen. Am steilsten ist der Anstieg bei ‚Versiegelung …‘ von 2,26 auf 1,86 in drei Jahren, ähnlich und ebenso signifikant bei ‚Leerstand-Nutzung…‘ von 2,45 auf 2,06 in fünf Jahren. Letztere lag 2016 noch eine halbe Note hinter ‚Verdichtung …‘, seit dieser ersten Abfrage ist der Abstand auf 0,2 geschrumpft. Sogar ‚Optimierung der Raumnutzung…‘ verzeichnet eine leicht steigende Trendlinie, wenngleich die Datenpunkte immer nahe bei Note 3 liegen.
‚Raumordnung…‘ kam 2020 auf Rang 19, ist gegenüber dem Vorjahr wichtiger geworden und belegt nun mit Note 1,81 den Rang 13. Ein Trend ist nach zweimaliger Abfrage noch nicht feststellbar.
Die erstmals abgefragte ‚Rohstoffversorgung …‘ startet ebenfalls im Mittelfeld und überholt mit Note 1,96 aus dem Stand 16 andere Themen.
Expertenbefragung „Zukunft Bauen“
Die Befragung von Bauexpertinnen und -experten begleitet seit 2011 die Einführung der EU Gebäuderichtlinie [EPBD:2010] und nun auch deren Neufassung [EPBD:2018]. Dazu wurde 2010 die Website www.expertenbefragung.com als produkt- und firmenneutrale Plattform eingerichtet, die auch für Online-Befragungen zu anderen Themen oder aus anderen Branchen genutzt werden kann.
Die Vielfalt der Gebäudekonzepte war Ausgangspunkt der „Zukunft Bauen“. Wiederkehrende Fragen behandeln daher Bekanntheit und Marktaussichten von Gebäudekonzepten sowie das zweite Dauerthema „Zukünftige Herausforderungen für die Baubranche“. Der größere Teil der Fragen ist jährlich wechselnden Schwerpunktthemen gewidmet.
> Zur Liste der der 2011 bis 2021 erhobenen Themen.
Presseaussendung 04.10.2021: Der effektivste Weg zur umfassenden Sanierung des Gebäudebestands
„Förderung von Sanierungs-Gesamtkonzepten“ wäre die wichtigste Maßnahme, um sowohl mehr als auch bessere Sanierungen zu erreichen, meint die heimische Baubranche in der Expert_innenbefragung „Zukunft Bauen 2021“. Zahlreiche Fragen beleuchten weitere Aspekte und untermauern das zentrale Ergebnis. klimaaktiv-Partnerinnen bewerten nur wenige Punkte anders als andere Befragte, die jedoch mit markanten Unterschieden.
„Förderung von Sanierungs-Gesamtkonzepten“ ist mit Note 1,47 auf einer Schulnoten-Skala von 1 bis 5 die wichtigste Maßnahme „um die Qualität der Sanierungen zu steigern“, gefolgt von „Motivation / Weiterbildung der Planer, Generalunternehmer“ (1,66) und „Förderung stärker auf Energieeffizienz konzentrieren“ (1,86). Auch mehr Sanierungen wären am ehesten durch die „Förderung von Sanierungs-Gesamtkonzepten“ zu erreichen (Note 1,56).
Sanierungshürden
Die Frage nach „Hürden für Eigentümer_innen, Bauträger etc. für die umfassende Sanierung des Gebäudebestands“ bestätigt das Ergebnis. Mit Note 1,75 führt „Bewusstsein der Eigentümer_innen fehlt, dass Einzelmaßnahmen (nur Fenster, nur Dämmung, usw.) kein optimales Ergebnis bringen bzw. auch eine gute Planung brauchen“– und die kostet! Auch die nächstgereihten Aussagen betonen Kostenaspekte: „Förderung ist zu gering, deckt nur einen geringen Teil der Kosten“ (1,76), „Anreize fehlen (z. B. steuerlich)“ (1,83), „Eigentümer_innen scheuen die Risken (unerwartete Probleme, ungeplante Kosten)“ (1,84), und „Sanieren ist teuer“ (1,91).
Energieeffizienz und Ressourcenschonung
Wie kann der Raumbedarf möglichst energieeffizient und ressourcenschonend gedeckt werden? Sieben der vorgeschlagenen Maßnahmen bekommen dicht beieinander liegende Noten, darunter: 1. „Bestandsgebäude erweitern“ (1,61), 3. „Bestandsgebäude hocheffizient sanieren“ (1,65), 5. „Sanierung vor Neubau forcieren“ (1,69). Dieses Item liegt bei klimaaktiv-Partnerinnen mit Note 1,50 auf Rang 1!
Dekarbonisierung des Gebäudesektors braucht Förderung
Alle vorgeschlagenen Maßnahmen, mit denen „die Dekarbonisierung des Gebäudesektors beschleunigt / intensiviert werden“ soll, bekommen überwiegend positive Bewertungen. Bildung und Information sind am wichtigsten, geeignete Förderung belegt fast gleichauf die Ränge 5. und 6.: „Fördermodelle mit steuerlicher Begünstigung“ (1,68) und „Fördermodelle mit nicht rückzahlbaren Zuschüssen“ (1,76). klimaaktiv-Partnerinnen finden die Förderung noch wichtiger und setzen sie auf die Ränge 2. und 3 (mit den Noten 1,58 bzw. 1,57).
EU-Vorgaben in der Gebäuderichtlinie
Da die Neufassung der EU Gebäuderichtlinie [EPBD 2018] seit 1.1.2021 wirksam ist, wurden deren Hautziele abgefragt. Am wichtigsten finden die Befragten „Langfristige Gebäudesanierungsstrategien“ (1,48), „Renovierung älterer Gebäude zwecks Bekämpfung der Energiearmut und Senkung der Energiekosten der Haushalte“ (1,56) und „CO2-armer Gebäudebestand in der EU bis 2050“ (1,68).
Sanierung im Spitzenfeld der zukünftigen Herausforderungen
Alle vorgelegten „Fragen, vor denen die Baubranche steht“ bekommen Noten zwischen 1,3 und 2,5 und werden demnach mehrheitlich für wichtig gehalten. Das heurige Hauptthema liegt seit dem ersten Durchgang der „Zukunft Bauen“ 2011 mit Noten zwischen 1,60 und 1,85 immer im Spitzenfeld, heuer belegt „Umfassende Sanierungen von Gebäuden“ Rang 7 mit der bisher drittbesten Note 1,64. klimaaktiv-Partnerinnen platzieren das Thema mit Note 1,46 auf Rang 2 (direkt hinter „Vermeidung sommerlicher Überhitzung“, die in allen Teilstichproben an der Spitze liegt).
Dieser Text ist eine Zusammenfassung der Hauptaussagen aus den 211 Fragebögen der „Zukunft Bauen 2021" zu den Themen Sanierung und Förderung. Der Fragebogen umfasste 150 Items in 12 Fragen, davon sieben zum Schwerpunktthema Sanierung, drei Dauerfragen zu „Bekanntheit“ und „Marktaussichten von Gebäudekonzepten“ sowie „Zukünftigen Herausforderungen für die Baubranche“ und zwei Einzelfragen zur EU Gebäuderichtlinie bzw. zum klimaaktiv Gebäudestandard.