DGNB Webinar 16.06.2021, 14-15:30: Auf dem Prüfstand -
Wie realistisch ist die Forderung nach 1 Million Sanierungen an die Bundesregierung?
Kern der Forderungen, die die #DGNB, die Deutsche Umwelthilfe sowie die #Bundesarchitektenkammer an die kommende Bundesregierung zur Erreichung der Klimaziele im Gebäudesektor formuliert haben, ist die Formel 1-1-100-100. Sie steht für
1 Million Bestandssanierungen pro Jahr,
1 Million Sanierungsfahrpläne,
100 Prozent Transparenz,
100 Tage Zeit (bis zur deutschen Bundestagwahl).
Am 16. Juni stellten die Partner ihre Position in einer gemeinsamen Veranstaltung im Detail vor. Sie erläuterten, worauf die Forderungen faktisch gründen, warum es diese Ambition hier und jetzt braucht, und stellten sich den Fragen nach Notwendigkeit, Machbarkeit, Finanzierbarkeit und Co. Mit dabei waren:
Dr. Anna Braune, DGNB Abteilungsleiterin Forschung und Entwicklung
Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe e.V.
Markus Müller, Präsident Architektenkammer Baden-Württemberg
Moderation: Felix Jansen, DGNB Abteilungsleiter PR, Kommunikation und Marketing
Das Positionspapier inkl. detaillierter Annahmen zur Kalkulation finden Sie hier: https://lnkd.in/dRHMrax
In der Fragerunde wurde unter anderem diskutiert, ob Breite durch weniger ambitionierte Ziele zu erreichen wäre. Dazu stellte Siegfried Wirth fest: "Sanierung auf EKZ 45 - 50 ist suboptimal: der Verbrauch ist dann ist immer noch viel zu hoch, verhindert jedoch auf Jahre bessere Sanierung!"
Der Bericht zum Webinar erscheint demnächst als DGNB Pressemitteilung.
Rechtliche Hürden für umweltschonendes Bauen
Birgit Kraml, Partner bei Wolf Theiss Rechtsanwälte Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! schrieb im Standard vom 28. Jänner 2020 über die rechtlichen Hürden für umweltschonendes Bauen. „… die Nachfrage nach "grünen Gebäuden" [ist] auch ohne entsprechende Gesetzgebung schon gegeben, … dennoch liegt die Renovierungsrate in der EU derzeit bei gerade einmal einem Prozent und die Errichtung von effizienten Neubauten bei nur ein bis zwei Prozent pro Jahr. Die Gründe dafür sind unter anderem die höheren Kosten bei Planung und Bau. Leistbares Wohnen und grünes Wohnen scheinen entgegengesetzt zu sein. Oft werden nur Erstbeschaffungskosten, nicht aber die entsprechenden langfristigen Betriebskosten verglichen. Weiters hat eine "grüne" Sanierung von Gebäuden, die dem Mietrechtsgesetz unterliegen, für viele Vermieter keinen Sinn, da sie für ein energieeffizienteres Gebäude keinen höheren Mietzins lukrieren können.
Unter den zahlreichen Postings sticht das von „Rohling“ hervor: „Renovierung muss ein Kernthema sein, die Energiebilanz eines Neubaus bleibt höher, alleine wegen der Produktion der Baumaterialien.“
Kostengründe
Bmstr. Norbert Blum, Leiter der BAUAkademie Vorarlberg Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, sieht die größte Hürde in der Kosten-Nutzen-Relation: „Die meisten Häuser haben seit der ersten Ölkrise 1973 bereits einige Centimeter Dämmung. Da ist die Energieeinsparung durch mehr Dämmung gering. Die Kosten jedoch sind enorm, das rechnet sich in vielen Jahren nicht.“ Andere Bauexperten ergänzen, dass es je nach Sparte oder Gewerk eine Fülle von Gründen gibt, die jeweils zusammenwirken. Zudem haben auch Bewohner, Eigentümer und Verwalter sehr verschiedene Bedürfnisse und Motivationen.
Wo sehen Sie die größten Hürden?
Um diese Vielfalt abzubilden, stellen wir im Fragebogen der "Zukunft Bauen" heuer folgende Liste zur Diskussion:
* Information, Bewusstsein über Zusammenhang von Ressourcenschonung & Sanierung fehlt
* Erstellung eines umfassenden Sanierungskonzeptes (nach OIB-RL) ist aufwändig
* Eigentümer_innen scheuen Risken (unerwartete Probleme, ungeplante Kosten, …)
* Unabhängige kostenfreie Beratungsmöglichkeiten fehlen
* Bewusstsein der Eigentümer, dass Einzelmaßnahmen (nur Fenster, nur Dämmung, usw.) kein optimales Ergebnis bringen bzw. auch eine gute Planung brauchen
* Baustelle behindert das Wohnen (Schmutz, Lärm, fremde Leute in der Wohnung, …)
* Umfassende Sanierung rentiert sich nur bei unbewohnten Objekten
* Denkmalschutz, Ortsbildschutz verhindern Sanierung oder machen zu viele Auflagen
* Sanierungserfolg ist ungewiss (Kosten/Nutzen, Heizkostenersparnis, Wohnqualität, Optik, …)
* Sanieren ist teuer
* Neubau ist billiger als Sanieren
* Investitionsbereitschaft fehlt
* Anreize fehlen (z. B. steuerlich)
* Fremdfinanzierung ist schwer zu bekommen
* Mietrecht verhindert angemessene Kostenbeteiligung der Bewohnerschaft für sanierte Objekte
* Wohnrecht erschwert Verbesserungen in Gebäuden mit mehreren Eigentümern
* Förderung ist zu gering, deckt nur einen geringen Teil der Kosten
* Zuschüsse für Bewohner nach sozialen Kriterien fehlen
* Anderes, und zwar: .....
Wir freuen uns auf die vielen individuellen Einschätzungen unserer Befragten und auf das Gesamtergebnis, das wiederum regional und/oder nach Gewerken recht unterschiedlich ausfallen könnte. Ausgewählte Ergebnisse werden wir hier, auf LinkedIn und in den Medien veröffentlichen. Den Gesamtbericht können alle Interessenten erwerben.